Die Rückkehr des Wolfes
Lange Zeit war er in Deutschland ausgerottet – jetzt ist er zurück. Auch in Sachsen-Anhalt. Der Wolf. In den Medien ist seit ein, zwei Jahren regelmäßig etwas über ihn zu finden – meist sind es Berichte über Wolfsichtungen, die beunruhigen, oder Artikel über Schafrisse. Doch ist die Angst des Menschen vor dem Wolf überhaupt gerechtfertigt? Wer muss was vom Wolf befürchten? Und was unternimmt die Politik? Kati Janietz hat sich auf Spurensuche begeben.
Grundregeln bei einer Wolfsbegegnung
12 Rudel soll es in Sachsen-Anhalt geben, berichtet von Hartwig von Bach vom Naturschutzbund Sachsen-Anhalt. In Altengrabow sogar eines mit 20 Tieren. Das ist aber eine Ausnahme, normal seien 5 bis 7 Tiere pro Rudel. Die Chance einen Wolf zu sehen, ist gering.
Brenzlig für den Menschen kann eine Begegnung mit dem Wolf eigentlich nur werden, wenn er die Fluchtdistanz vom Tier unterschreite, erklärt Hartwig von Bach. Von einem verletzten Tier sollte man auch Abstand halten. Aber wie verhält man sich eigentlich, wenn man selbst einem Wolf begegnet?
1) Auf keinen Fall wegrennen, damit weckt man nur den Jagdtrieb der Tiere.
2) Ist man in einer Gruppe unterwegs, unbedingt zusammenbleiben und eine Geschlossenheit demonstrieren.
3) Wenn der Wolf trotzdem auf einen zukommen sollte: Großmachen, Arme hochnehmen und den Wolf laut anschreien. Eben Dominanz zeigen und durch das Hochgewachsene zeigen: Ich bin kein Reh auf vier Beinen und nicht deine Beute.
4) Die Beobachtung beim Umweltministerium oder der Naturschutzbehörde melden, die leiten das an die zuständige Behörde weiter.
Die Landtagsfraktionen zur Rückkehr und zum Umgang mit dem Wolf
Die Tabelle und Zitate basieren auf der Grundlage von schriftlichen Statements, die Fraktionsvertreter der Redaktion schriftlich zukommen lassen haben. Die Inhalte sind in verkürzter Form zusammenfassend, nicht sinnverändernd, dargestellt. Es handelt sich um Fraktionsmeinungen der Fraktionen im Landtag Sachsen-Anhalt.
„Der strenge Schutzstatus für den Wolf wurde vor 25 Jahren in Brüssel beschlossen. Zu dieser Zeit gab es keinen einzigen Wolf in Deutschland. […] Die Bevölkerungsdichte in Deutschland ist doppelt so hoch wie der EU-Durchschnitt. […] Heute haben wir allein in Sachsen-Anhalt mindestens 80 Wölfe, die zum Teil in der Nähe von Schulen und sogar im Stadtgebiet von Magdeburg registriert wurden. Weidetierhalter sind zunehmend betroffen. Die Akzeptanz sinkt. Für die CDU ist es wichtig, dass die Sorgen ernst genommen werden, jedoch die Debatte über die Rückkehr der Wölfe versachlicht wird. Wir wollen ein professionelles Wolfsmanagement, welches gesellschaftliche Akzeptanz ermöglicht. “ – CDU
„Dass der Wolf nach Sachsen-Anhalt zurückkam, war keine politische Entscheidung. Das hat der Wolf ganz alleine entschieden. Dass die Bedingungen dafür da waren, vor allem eine bei uns in weiten Teilen noch intakte Natur, freut uns und ist für Mensch und Tier ein gutes Zeichen. Artenvielfalt ist für uns ein Wert an sich. Es hat noch nicht einen einzigen Angriff eines Wolfs auf einen Menschen gegeben. Die SPD lehnt deshalb Panikmache in Sachen Wolf ab. Wichtig ist, eine friedliche Koexistenz zwischen Mensch und Wolf durch ein paar Spielregeln abzusichern.“ – SPD
„ Der natürliche Widerausbreitung des Wolfes begrüßen wir. […] Verständlicherweise gibt es Vorbehalte und Unsicherheiten in der Bevölkerung. Der Wolf war mehrere Generationen nicht Teil der heimischen Fauna und daher müssen wir als Gesellschaft den Umgang mit ihm neu lernen. […] Der Schutz von Nutztieren und auch der Menschen ist nicht abhängig von der Anzahl der Wölfe, sondern vom Umgang mit sogenannten Problemwölfen. […] Wenn sich ein Wolf einmalig einer Siedlung nähert ist dies noch kein unnatürliches Verhalten, da die Tiere neugierig und hochmobil sind. Wenn es zu wiederholten Annäherungen an die gleiche Siedlung oder Nutztierherden gibt oder auch nach Sichtkontakt mit Menschen sich das Tier nicht entfernt müssen Maßnahmen ergriffen werden.“ – Die Grünen
„Die verträgliche Rückkehr des Wolfes sollte von der Gesellschaft gewollt sein, muss aber auch als gesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen werden. Es kann also nicht sein, das Einzelne einen Preis dafür zahlen müssen durch finanzielle Verluste und Einbußen oder persönliche Gefahr für Leib und Leben. […] Es darf nicht so weit kommen, dass Zustände eintreten wie in Nordamerika, wo der Bär auf Suche nach Speiseresten durch Vororte schleicht und ganze Siedlungen in Angst und Schrecken versetzt. Die Landesregierung ist hier gefordert, bisher hat sie die ganze Thematik nur sehr mangelhaft im Griff.“ – AfD
„Auch Großraubtiere gehören zu einem funktionierenden Ökosystem dazu und übernehmen wertvolle Funktionen für das ökologische Gleichgewicht. […] Oft sind es reale Begegnungen mit dem Wolf, die auch in unserem Bundesland die Debatte anheizen. Wir verstehen jeden Schäfer, der wütend ist, wenn er Tiere an den Wolf verliert. Weil Natur- und Artenschutz ein gesamtgesellschaftliches Anliegen ist, müssen wir als Gesellschaft diejenigen unterstützen, die schwierige Anpassungsleistungen dafür erbringen. […] Vor allem die Tierhalter mit dem Auftrag zur Landschaftspflege sollen bei der Realisierung von Präventionsmaßnahmen stärker in den Fokus genommen werden, […]Im Fokus der Beratungsaufgaben soll dabei auch sein, Aufklärung darüber zu leisten, wie der Wolf so wenig wie möglich an den Menschen gewöhnt werden kann, damit er seine natürliche Scheu nicht verliert.“ – die Linke
Titelfoto: NABU/ Jürgen Borris, fair play für Wölfe.